June 16, 2025
Insight
Direktvermarktung bedeutet, Strom aus erneuerbaren Energien aktiv am Markt zu handeln statt ihn pauschal einzuspeisen. Erzeuger erhalten so bessere Erlöse, Verbraucher beziehen grüne Energie gezielt und transparent.
Aktueller Artikel
Wie Direktvermarktung funktioniert
STROM VERKAUFEN OHNE UMWEG:
WIE DIREKTVERMARKTUNG FUNKTIONIERT
Ein Gedankenspiel…
…jeden Tag gibt es einen großen Topf, vollgefüllt mit erneuerbaren Energien. Je nachdem ob es draußen regnet oder die Sonne scheint füllt sich dieser Topf. Der Strom fließt zuerst dorthin, wo er gebraucht wird und der Überschuss geht ins Netz.
Der Strom ist also im Netz und dann?
Hier kommt die Direktvermarktung ins Spiel und überholt das alte Konzept von fixer Einspeisevergütung.
Direktvermarktung bedeutet, dass Strom aus erneuerbaren Energien (z.B. Solar, Wind, Biogas) an der Strombörse verkauft wird, statt über die feste Einspeisevergütung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).
Der Wunsch, den Strom intelligent und flexibel zu bewegen und zwar dorthin, wo er gebraucht wird und ihn dort zu beziehen, wo das Angebot am attraktivsten ist.
Verbraucher erhalten grüne Energie und zwar direkt von dort, wo sie erzeugt wurde und das zu transparenten Preisen. Erzeuger bekommen einen direkten Zugang zum Markt über die Direktvermarktung.
Energie neu denken – Direkt vermarkten, statt blind einspeisen
Als Anlagenbetreiber einer Anlage unter 100 kWp können Sie die Einspeisevergütung nach dem EEG in Anspruch nehmen. Diese liegt, abhängig Ihrer Anlagenart zwischen 4 und 7 ct/kWh.
Ab einer Anlagengröße über 100 kWp sind Sie verpflichtet den Überschussstrom Ihrer Anlage direkt zu vermarkten.
Gut zu wissen:
- ab 100 kW installierter Leistung ist die Direktvermarktung Pflicht.
- unter 100 kW freiwillig, dies ist für ältere oder ausgeförderte Anlagen attraktiv
Die Direktvermarktung ist der erste Schritt in eine neue, dezentrale und digitale Energiewelt.
Energie wird beweglich, sie kann von überall gekauft und verkauft werden – vom Schreibtisch, vom Handy und das egal ob morgens beim Kaffee oder abends auf dem Balkon.
Klingt zu gut, um wahr zu sein? Beginnen wir mit der grundlegenden Frage.
Was früher nicht ging und warum Direktvermarktung heute anders ist
Strom einfach selbst handeln, das ist heute möglich. Noch vor wenigen Jahren war daran nicht zu denken.
Früher speisten Anlagenbetreiber ihren Strom einfach ins Netz, ohne zu wissen, wer ihn verbraucht, wann er gebraucht wird oder was er eigentlich wert ist. Die Vergütung war fix, gesetzlich geregelt, unabhängig davon, was am Markt passierte. Klingt komfortabel – war es auch. Nur wer mehr wollte, hatte keine Möglichkeit daran etwas zu ändern.
Bis 2012 war das so und für viele Kleinanlagen sogar noch deutlich länger. Erst mit dem EEG 2012 kam die sogenannte Direktvermarktung ins Spiel. Zuerst freiwillig und ab 2014 für Anlagen über 500 kWp verpflichtend.
Und seit 2017 ist jede neue Anlage ab 100 kWp gesetzlich verpflichtet, ihren Strom am Markt zu verkaufen. Fixe Vergütung? Nur noch für die Kleinen.
Was hat sich also konkret geändert?
Strom wird geplant, prognostiziert und in Echtzeit verkauft. 15-minuten genau, digital und mit Live-Preisen. Anlagen sind eingebunden in Bilanzkreise und Stromflüsse werden gesteuert. Wer einspeist weiß heute, was er bekommt und kann gezielt mehr rausholen.
Früher:
- Netzbetreiber nahmen jede Kilowattstunde ab, dazu waren sie gesetzlich verpflichtet
- Die Vergütung war fix und 20 Jahre garantiert
- Die Anlagen speisten ein – ohne Rücksicht auf Bedarf, Preis oder Netzbelastung
EEG-Strom hatte Vorrang im Netz, keine Prognosepflicht und keine Marktanmeldung - Anlagenbetreiber im EEG-Vergütungsmodell hatten keinen direkten Zugang zum Strommarkt
Heute:
- Strom wird aktiv gehandelt, z. B. EPEX Spot (Day-Ahead/Intraday) über Direktvermarkter
- Preise schwanken stündlich im Day-Ahead und im 15-Minuten-Takt im Intraday und können auch mal negativ werden
- Erzeuger verkaufen direkt an Verbraucher, auch über Plattformen
- Smart Meter (seit 2020 Pflicht) ermöglichen präzise Steuerung, Prognose und Abrechnung
Es wurden bis 2015 fast ausschließlich Ferraris-Zähler oder einfache digitale Zähler verwendet.
2016 wurde das Gesetz zur Digitalisierung verabschiedet, bis 2020 fehlten jedoch die technischen Voraussetzungen sowie die Marktanalyse und Freigabe durch das BSI – und ohne Freigabe kein Einbau.
Warum? Die Technik musste auf Sicherheit im Bezug auf Datenschutz und Stromnetz-Hacking geprüft werden.
Der Strompreis ist heute also kein Rätsel mehr – er ist live, sichtbar und vor allem: verhandelbar
Wie die Direktvermarktung in der Praxis funktioniert
Es ist Sonntag, 10:00 Uhr. Die Sonne scheint stark, die Solaranlage auf dem Hallendach läuft auf Hochtouren. Aber der Strom wird im Gebäude aktuell nicht benötigt – das Licht ist aus, die Maschinen stehen still.
Genau hier kommt der sogenannte Day-Ahead-Markt ins Spiel. Dort wird am Vortag gehandelt, welche Strommengen morgen gebraucht und erzeugt werden. Direktvermarkter melden ihre Prognosen, also wie viel Strom voraussichtlich erzeugt wird und bieten diesen Strom für den nächsten Tag an.
Abnehmer, wie Energieversorger und Industrieunternehmen bieten mit.
Ein digitaler Marktplatz mit klaren Regeln: Wer gut plant, erzielt hier faire Preise.
Aber das Wetter ist manchmal unberechenbar – die Wolke kommt und der Wind bleibt aus. Was dann?
Jetzt wird’s spontan: Intraday.
Hier wird Strom am selben Tag gehandelt. Stündlich, viertelstündlich, teilweise bis fünfzehn Minuten vor Lieferung.
Der Intraday-Markt ist wie ein Echtzeitmarkt zur Korrektur von Prognosen. Wenn mehr erzeugt wird als gedacht, kann kurzfristig verkauft werden. Wenn zu wenig da ist, muss nachgekauft werden.
ReDirect übernimmt das. Damit aus der Solar- oder Windprognose kein Minusgeschäft wird, sondern ein laufend optimierter Energiefluss.
Marktprämie – die häufigste Art der Vergütung
Das Marktprämienmodell ist die häufigste Form der Direktvermarktung.
Hier wird der erzeugte Strom an der Börse verkauft, zum aktuellen Marktpreis. Damit Anlagenbetreiber trotzdem planbare Erlöse erzielen, gibt es eine Marktprämie obendrauf. Sie gleicht die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Marktwert und dem Förderanspruch aus.
Eine Art Markt mit Sicherheitsnetz und ein wichtiger Baustein der Energiewende.
Und wie läuft das technisch?
Mit der sogenannten Bilanzkreisführung.
Das ist ein digitales Energiekonto. Jede erzeugte und jede verbrauchte Kilowattstunde wird dort erfasst. Ziel ist, dass am Ende des Tages alles ausgeglichen ist. Sprich, keine Schulden, keine Überschüsse, - wie eine große Energiewaage.
ReDirect führt dieses Energiekonto – präzise, kontrolliert und automatisch. So bleibt die Netzstabilität erhalten, und Erzeuger wie Verbraucher zahlen nur das, was tatsächlich als Differenz zwischen geplantem und realem Verbrauch oder Erzeugung anfällt.
Denn jede Abweichung muss am Markt teuer ausgeglichen werden und das nennt sich Ausgleichsenergie. Strom lässt sich nicht einfach speichern wie Geld auf einem Konto. Was produziert wird, muss im selben Moment auch verbraucht werden. Das Energiekonto ist also kein Stromspeicher, sondern ein virtuelles Gleichgewichtssystem. Abweichungen vom Plan werden teuer – denn sie müssen am Markt ausgeglichen werden.
Keine Panik, all diese Themen übernimmt ReDirect für Dich.
Direktvermarktung verändert den Umgang mit Strom
Die Direktvermarktung verändert, wie wir mit Strom umgehen. Sie bringt Erzeuger und Verbraucher näher zusammen, macht Energie flexibel, handelbar – und endlich greifbar.
Was heute noch neu klingt, ist morgen vielleicht schon Standard. Und wer versteht, wie das System funktioniert, kann es aktiv mitgestalten.
ReDirect übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben.
Der vorliegende Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.